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Was ich durch den Krebs gelernt habe – und warum Heilung im Alltag beginnt

  • Autorenbild: Jen
    Jen
  • 14. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Als ich die Diagnose Brustkrebs erhielt, wurde mir schlagartig bewusst, wie wenig ich bis dahin verstanden hatte, was es bedeutet, ein ausgeglichenes Leben zu führen. Zwar achtete ich schon früher halbwegs auf meine Ernährung, doch Bewegung und Schlaf blieben meist auf der Strecke. Ich funktionierte – zwischen Familie, Haushalt und Arbeit – aber ich lebte nicht in einem Rhythmus, der mir wirklich gut tat.


Tagsüber arbeitete ich durch, was abends liegen geblieben war, holte ich spät nachts nach. Erholung fand nicht statt. Ich hatte verlernt, richtig zu schlafen, und verlor völlig das Gespür dafür, wieviel am Tag eigentlich „genug“ ist. Stattdessen wollte ich mehr schaffen, als in 24 Stunden passte – mit dem paradoxen Ergebnis, dass ich mich dauerhaft wie eine Versagerin fühlte, weil ich meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wurde.


Der Wendepunkt: Krankheit als Lehrer

Die Erkrankung war ein radikaler Einschnitt. Noch während der Therapie versprach ich mir selbst: Wenn ich das überlebe, dann ändere ich mein Leben – grundlegend. Ich wollte nicht mehr zurück in die alte Tretmühle, sondern herausfinden, wie ich ein Leben gestalten kann, in dem Gesundheit, Bewegung, Ernährung und Schlaf im Einklang mit meinem natürlichen Rhythmus stehen.

Mit dieser Entscheidung begann eine Phase, in der ich mein ganzes Leben hinterfragte. Ich erkannte, wie mein Alltag aus dem Takt geraten war – und dass ich möglicherweise selbst dazu beigetragen hatte, krank zu werden. Es war ein harter, aber heilsamer Lernprozess.


Der lange Weg zur neuen Routine

Jetzt, 13 Monate nach der letzten Chemotherapie, staune ich manchmal selbst, wie lange es gedauert hat, eine Routine zu finden, die zu mir passt. Eine Routine, die:


  • meinen neuen körperlichen und emotionalen Bedürfnissen entspricht,

  • realistische Ziele verfolgt und mich am Ende des Tages zufrieden macht,

  • sich mit Familie und Alltag vereinbaren lässt,

  • mir langfristig ein gesundes und selbstbestimmtes Leben ermöglicht.


Es war ein Aufbruch ins Ungewisse – aber mit einem klaren Ziel: Ich wollte nicht von Krankheit zu Krankheit leben, sondern eine starke, ausdauernde, gesunde und bewegliche Frau sein. Ich wollte im Alter unabhängig bleiben und nicht zur Last fallen – weder meiner Tochter noch anderen.


Vorbild sein – ohne Worte

Besonders an meine Tochter dachte ich in dieser Zeit oft. Ich wollte ihr ein Vorbild sein – nicht durch Predigten über gesunde Ernährung oder Bewegung, sondern durch mein tägliches Handeln. Ich wünsche mir, dass sie später auf meine Routinen zurückblickt und erkennt: So kann ein gesundes Leben aussehen. Es macht keinen Sinn, ihr die Gefahren von Zucker zu erklären, wenn ich selbst regelmäßig zu Süßigkeiten greife. Genauso wenig bringt es, über die Bedeutung von Bewegung zu sprechen, wenn ich mich selbst kaum bewege. Vorbild zu sein bedeutet, es vorzuleben – ganz ohne Worte.


Veränderung braucht Geduld – und Klarheit

Die Umstellung meines Lebens war kein leichter Prozess. Ich habe die Arbeit stark reduziert, um Raum für Heilung und Aufbau zu schaffen. Über ein Jahr habe ich daran gearbeitet, eine sportliche Routine zu finden, die mich nicht überfordert. Ich musste lernen, dass mehr nicht immer besser ist. Jede krankheitsbedingte Pause frustrierte mich – bis ich akzeptierte, dass auch Spaziergänge, Dehnung und Regeneration wertvoll sind.


Auch beim Thema Ernährung habe ich vieles neu gelernt: Wann esse ich was? Was braucht mein Körper rund ums Training? Wie beeinflussen Mahlzeiten meinen Schlaf? Chrononutrition, Fastenzeiten und die richtige Tagesstruktur wurden zu zentralen Bausteinen meines Alltags.

Selbst der Schlaf, den ich so lange vernachlässigt hatte, bekam nun seine Bühne. Ich lernte, das Handy wegzulegen, früher ins Bett zu gehen, abends runterzufahren, um morgens entspannt und kraftvoll in den Tag zu starten.


Ich musste auch mental umdenken: Weg vom „Alles-oder-nichts“-Denken, hin zur Balance. Weg von To-do-Listen, die kein Mensch bewältigen kann, hin zu einem Tag, der zu mir passt – mit erreichbaren Zielen, die mir am Abend das Gefühl geben: Das war gut heute.


Heute: Alltag in Balance – und bereit für Neues

Gesund zu leben war anfangs anstrengend, fordernd, überfordernd – für mich und auch für meine Umgebung. Ich musste neue Grenzen setzen und mich erklären. Aber heute, nachdem sich meine neuen Routinen gefestigt haben, fühlt sich vieles ganz selbstverständlich an. Wie Zähneputzen oder Atmen.

Erst jetzt, da ich mich stabil und kraftvoll fühle, ist auch der Wunsch zurückgekehrt, wieder mehr zu arbeiten – nicht wie früher trotz Erschöpfung und Unruhe, sondern aus meiner heutigen inneren Balance heraus.


Ich kann jedem nur raten, sich diese eine grundlegende Frage zu stellen: Ist mein Leben wirklich in Balance – oder funktioniere ich nur? Denn wenn Routinen und Balance zusammenfinden, dann entsteht die Kraft, auch große Herausforderungen anzupacken – mit Freude, Klarheit und Energie.


Ausblick

In den nächsten Beiträgen möchte ich tiefer einsteigen in die Themen, die mir auf meinem Weg geholfen haben – von Ernährung und Fasten über Sport und Schlaf bis hin zu mentaler Stärke und Selbstwirksamkeit. Vielleicht ist etwas dabei, das auch dir auf deinem Weg hilft.





 
 
 

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